Landschaften

Von der Freiheit der Farben

Natürlich spielen Farben bei einem Maler eine entscheidende Rolle! Bei Zaki Al Maboren nicht minder. Wer nur einmal eine Ausstellung von ihm besucht hat, wird nachher sagen können, dass war doch der mit den bunten Bildern. Stimmt! Und doch scheint seine neue Serie mit dem Titel Regenbogenfelder ihre ganz eigene Energie und Farbenzusammensetzung zu besitzen. Und um das einzuordnen, blicken wir erst einmal zurück zu den Anfängen Zaki Al Maborens im Sudan.

Das ostafrikanische Land ist von seiner Natur und Umwelt her mit Farben reich beschenkt. Bunt war und ist das Leben dort, mag es auch noch so sehr von Entbehrungen gekennzeichnet sein. In seinen Anfängen war es für Zaki Al Maboren deshalb nicht sonderlich motivierend in seinem Schaffen auf viele Farben zurück zu greifen. Er fand eher sehr großes Gefallen daran seine Kunst schwarzweiß zu halten. Einige Farben, so erinnert er sich, waren zudem geschichtlich belastet. Ganz besonders galt dies bei der Farbe der Sonne! Denn Gelb oder Gold waren recht eng verbunden mit Kolonisation, Katholizismus und Unterdrückung. Von dieser Stigmatisierung von Farben wollte Zaki Al Maboren aber nie etwas wissen. Und auf seinem Weg nach Europa war für ihn klar, dass Farben unschuldig sind und für seine Arbeit auch zukünftig frei verfügbar bleiben.

 

In Europa angekommen war diese Haltung Motivation! Denn die Fülle an Farben im Alltag wie er sie im Sudan erlebte gab es so nicht mehr. Und gerade im grauen Winter war die Abwesenheit von Gelb durch die Sonne eine Herausforderung, der er sich in seiner Kreativität stellte. Rückblickend ist das für ihn die Zeit in der er die Farbe in sein Europa brachte.

Dies ist nun schon einige Jahrzehnte her und trotzdem bleibt die aktuelle Themensetzung ein Farbenspiel mit neuer Motivation. Zwei Gründe führt Zaki Al Maboren an, wie die Idee der Regenbogenfelder seine Aufmerksamkeit erlangte.

Zum einen pendelte er im vergangenen Jahr zwischen dem südenglischen Cornwall und der documentastadt Kassel. An beiden Orten beobachtete er das Farbenspiel von Regenbogen – ihre Reflexion auf dem Wasser, den umliegenden Gebäuden und Feldern. Zudem sah er einen vermehrten Einsatz von Regenbogen und Regenbogenfarben im Politischen als Symbol einer weltoffenen Gesellschaft bedroht durch den weltweiten Rechtsruck.

Für Zaki Al Maboren war klar, dass er Stellung beziehen muss und er dem Regenbogen Raum in seinem Schaffen einräumen musste. Seine Serie Regenbogenfelder sieht er kurzum als Brückenschlag zwischen Himmel und Erde, damit es auf der Erde so schön wird wie im Himmel.

Bei den 16 zur Zeit bestehenden Werken fallen besonders die 3,50 Meter breiten Leinwandbilder auf. In ihrem Hintergrund überlagern sich zahlreiche Figuren und Personen. Dieser Untergrund sieht Zaki Al Maboren als eine Art Grundform vergleichbar mit dem Stein eines Bildhauers der über Jahrmillionen in der Natur entstanden ist. Zaki Al Maboren sieht sich dann auch als jemand, der sich von der Materie führen lässt und das endgültige Bild freilegt.

Der Hintergrund ist im Finalbild dabei nie ganz abgedeckt. Er und die anfangs zur Erstellung des Untergrunds angewendete Energie bleiben damit sichtbar oder man kann sie dort vermuten. Dies alles geschieht unter der abstrakten Wirkung des Regenbogens! Und dabei ist es ihm egal, ob der Regenbogen nur ein Schlüsselloch zum leuchten bringt oder er sich auf einer Wasseroberfläche spiegelt. Seine Anwesenheit ist Kraft und Energie für das jeweilige Farbenspiel, auch wenn der Bogen unsichtbar bleibt. Das alles überlagernde Thema sind die Farben selbst. Ja, man kann soweit gehen zu sagen, dass die Figuren und Szenen in den Bildern nebensächlich sind. Es ist pure Malerei! Und Malerei hat mit Farben zu tun, die frei sind.

Stephan Haberzettl, artort.tv

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